Der absehbare Fachkräftebedarf in der Luft- und Raumfahrtindustrie stellt insbesondere vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung eine große Herausforderung dar, die zu einem gravierenden Entwicklungshemmnis werden kann. Zudem werden die Belegschaften älter und die Arbeitsbelastungen sind in vielen Bereichen besorgniserregend angestiegen.
All dies macht deutlich, wie wichtig die Fokussierung auf die Gestaltung und die Qualität der Arbeit heute ist.
Herausforderung Demografie, Personalarbeit und Fachkräftemangel – Gewerkschaftliche Strategien für die europäische Luft- und Raumfahrtindustrie
Jürgen Kerner, der Hauptkassierer der IG-Metall, stellte die Unverzichtbarkeit der Luft- und Raumfahrt für die Zukunft des Wirtschaftsstandortes Europa dar und verwies auf die Herausforderungen durch den demografischen Wandel in einer sich zu Industrie 4.0 wandelnden Arbeitswelt. Eine These: Ohne Arbeit 4.0 keine Industrie 4.0! Und ohne Qualifizierung 4.0 keine Arbeit 4.0.
Die nationalen Partner aus DE, UK, SE, FR, PL, ES, RO, IT tauschten Informationen zur nationalen Branchenstruktur und zur aktuellen Situation in der Luft- und Raumfahrtindustrie mit Präsentationen und Kurzberichte aus. Im Plenum diskutierten die Teilnehmer die unterschiedlichen Ausprägungen des Wandels, denn die demografisch verstärkten Wirtschafts- und Beschäftigungsentwicklungen betreffen zwar alle europäischen Länder, wogegen die länderbezogen Probleme und Herausforderungen sehr differenziert sind.
Während in Zentral- und Südosteuropa Wirtschafts-, Arbeitsmarkt- und Bildungsreformen zur Verbesserung der Arbeits- und Sozialstandards und zur Schaffung gesunder und attraktiver Arbeits- und Arbeitsplatzbedingungen notwendig sind, brauchen wir in Nord- und Westeuropa Beschäftigungssicherung, Qualifizierung, Nachwuchsförderung und nachhaltige Personalentwicklungs-Konzepte als Antwort auf den größer werdenden Fachkräftemangel.
Die Teilnehmer waren sich einig, dass auch bei unterschiedlichen Herausforderungen europäische Rahmenbedingungen um qualifizierte Arbeit mit gut ausgebildeten Fachkräften in einem ausgewogenen Altersmix voranzubringen sind, weshalb eine internationale Orientierung notwendig ist, um nicht den globalen Verlagerungs- oder Wertschöpfungsstrategien der großen Unternehmen auf den Leim zu gehen.
Um im CHANGE-Projekt voneinander zu lernen präsentierte Frank Bergmann die Fachkräfte-Initiative der IG Metall, Holger Junge von Airbus Hamburg die strategische Personalplanung bei Airbus und Brigitte Heinicke von Airbus Bremen das Demografie-Projekt bei Airbus. Der italienische Kollege Fabrizio Potetti von der Gewerkschaft FIOM stellte die Vorbereitung eines Abkommens mit Finmeccanica: "Die Verwaltung der Ausgaben für ältere Arbeitnehmer und die Integration von Jugendlichen“ vor.
Diese Initiativen zeigen, dass intensive branchenpolitischer Dialoge aufgesetzt wurden. Indem die Teilnehmer hier voneinander lernen, können sie durch solidarisches Handeln die notwendigen Rahmenbedingungen in Europa verbessern, Einfluss auf die Sicherung von Standards nehmen und Veränderungsprozesse zum Wohle aller Beschäftigten anstoßen. Das CHANGE-Projekt bietet eine zusätzliche Chance, um die europäische Solidarität der Gewerkschaften und Beschäftigten auszubauen.
Das nächste europäische Projektreffen wird im September 2016 stattfinden.